Backdrop CMS 1.30.0 - ein Meilenstein

Vor mittlerweile 10 Jahren, im Januar 2015, wurde Backdrop 1.0 veröffentlicht.

Backdrop CMS ist technisch gesehen ein Fork von Drupal. Ein Open-Source-Projekt zu forken ist ein großes Unterfangen. Viele mögen damals im Jahr 2015 gezweifelt haben, ob Backdrop CMS denn auch wirklich Zukunft hat. Diese Frage dürfte inzwischen beantwortet sein: Ja, Backdrop CMS hat Zukunft.
Die Zuwachsraten sind in der letzten Zeit sogar deutlich angestiegen, was vermutlich zu einem guten Teil dem Drupal 7 End-Of-Life geschuldet ist. Aber das allein ist's nicht.

Eine der großen Herausforderungen für Forks ist es, eine eigene Community aufzubauen, und zwar nachhaltig, denn die Wartung und Erweiterung eines komplexen Web-CMS erfordert viele Beitragende. Auch das ist offensichtlich gelungen. Die Gemeinschaft rund um's CMS ist aktiv und wächst weiter.

Was ist neu in Backdrop CMS 1.30.0

Doch nun zum eigentlichen Thema, dem neuen Release. Die Begeisterung der Community ist groß, denn abgesehen vom besonderen Datum enthält dieser Release wichtige Neuerungen:

Schneller Token-Browser

Der Token Browser (ein Helferlein zum Auswählen von Platzhaltern) lädt nun wesentlich schneller. Kein Wunder, es ist ja zu großen Teilen der "Fast Token Browser".

Settings Format für die Datenbank

Das vorgegebene Format für Datenbank-Zugangsdaten in der settings.php Datei wurde geändert, das erleichtert den Umgang mit Datenbank-Passwörtern mit Sonderzeichen immens.

<?php
$database = array(
  'database' => 'yourdatabase',
  'username' => 'dbusername',
  'password' => 'yourpassword',
  'host' => '127.0.0.1',
);

Diese Änderung hat keinerlei Auswirkungen auf bestehende Installationen, da das alte Format nach wie vor funktioniert.

Backup und Restore im Core

Beim Ausführen von Updates (Module, Themes, Core) ist es nun möglich, ein Datenbank- und Konfigurations-Backup zu ziehen, und zwar direkt als Schritt in der Update-Routine. Außerdem ist es möglich, jederzeit von diesen Backups wiederherzustellen - ganz ohne Zusatzmodul.

Menü-Eltern Auswahl für Admins

Die Konfiguration von Menüpunkten im Admin-Interface wurde erleichtert. Davon profitieren speziell Websites mit vielen Menüs und vielen Menüpunkten.

Neue Herobild-Vorschau und Auswahl

Das Bild für sogenannte "Hero-Blöcke", also Blöcke mit Hintergrundbild, über denen Text liegt, kann nun auch aus bereits hochgeladenen Bildern gewählt werden. Außerdem gibt es eine Vorschau direkt nach der Auswahl, bzw. dem Hochladen.

Hintergrundbild in Basis

Noch etwas zum Thema "Hero-Blöcke": das voreingestellte Theme Basis hat nun einen freundlicheren Platzhalter-Hintergrund.

Übrigens nur in neuen Installationen – in bestehenden Websites bleibt der alte Polygon-Muster-Hintergrund.

Neue Login-Seiten

Eine weitere signifikante Änderung: für Neuinstallation werden die Login- und Passwort-Zurücksetzen-Seite in einem zeitgemäßeren, reduzierten Layout angezeigt.
Das ist über eine Einstellung auch für bestehende Websites jederzeit konfigurierbar. Auch die alte Darstellung mit Tabs gibt es selbstverständlich immer noch.

Bei Einstellung der vereinfachten Darstellung sieht die Login-Seite dann total aufgeräumt aus.

Abgesehen von diesen willkürlich gewählten persönlichen Highlights gibt es viele Verbesserungen an allen Ecken und Enden. Zu viele, um sie in diesem Artikel unterzubringen.

Doch blicken wir auch mal über den Tellerrand: was tut sich bei anderen Open Source Web-CMS?

Andere aktuelle Web-CMS Ereignisse

Drupal

Drupal 7 wurde nach mehreren Anläufen am 5. Januar dieses Jahres endgültig auf's Abstellgleis verfrachtet. Das führt zur eigenartigen Situation, dass nunmehr die Mehrheit der aktiven Installationen dieses CMS ohne Support ist. Ganz abgesehen davon, dass die Nutzer*innen-Zahlen rapide zurückgehen.

Für Agenturen, die erfolgreich mit Drupal 10+ arbeiten, ist das sicher kein Problem, hat sich die Zielgruppe für Drupal doch eindeutig in den Business-Sektor verschoben.

Für Agenturen, die vornehmlich für kleinere Projekte, für NGO's oder Vereine arbeiten, ist Drupal 10 kaum noch ein geeignetes Werkzeug.

Für all die Freelancer oder technisch versierten Nutzer*innen, die im Grunde genommen Drupal 7 erst so erfolgreich gemacht haben, sind die allgemeinen Entwicklungen bei Drupal hin zu "Big Business" natürlich bitter. Aber für die ist Backdrop CMS der ideale Ersatz.

Lustiges Detail am Rande: drupal.org selbst läuft zu guten Teilen noch auf Drupal 7.

Wordpress

Die negativen Schlagzeilen rund um den CMS-Platzhirschen Wordpress und dessen Erfinder Matt Mullenweg scheinen nicht abzureißen. Ein Drama wie aus einer Seifenoper. Mitunter zulasten der Nutzer*innen? Das bleibt noch abzuwarten. Je nachdem, ob man selbst betroffen ist oder nicht, ist das Schauspiel erschreckend oder hat einigen Unterhaltungswert.

Spannend bleibt es allemal, denn Wordpress ist eigentlich "too big to fail". Für mich persönlich überwiegt übrigens der Unterhaltungsaspekt des Dramas.