Wer mit Drupal- oder WordPress-Erfahrung zu Backdrop CMS kommt, stolpert möglicherweise über dessen klare Trennung von Themes und Layouts. Was hat es mit diesem Konzept auf sich, und was benötige ich, um einer Backdrop-Website das gewünschte Erscheinungsbild zu geben?
Beginnen wir mit einer Definition:
- Layouts unterteilen Seiten einer Website in verschiedene Spalten oder Regionen, in denen Inhalte platziert werden können.
- Themes ändern das Erscheinungsbild einer Website, z.B. durch Darstellung der Inhalte in spezifischen Farben oder Schriftgrößen.
Das klingt nach einem klaren und vernünftigen Konzept. Und doch ist es für viele ungewohnt, denn andere Content-Management-Systeme (CMS) vermischen beide Aspekte. So lauten zwei der wichtigsten Filterkriterien in WordPress-Themeverzeichnissen "Layout" und "Anzahl der Spalten". Und auch die Layout-Regionen einer Drupal-Webseite werden im Theme definiert. Doch damit nicht genug: Inzwischen steht für Drupal eine Vielzahl konkurrierender Layout-Ansätze zur Auswahl. Demgegenüber ist das Layout-System von Backdrop erfrischend schlank und klar.
Das Backdrop-Layout-System
Trotz seines klaren Aufgabenbereichs bietet Backdrops Layout-System mir als Website-Architekt eine Menge:
- 10 mitgelieferte Layout-Templates
- Sinnvolle Default-Layouts, z.B. Home vs. andere Seiten
- Eine visuelle Drag-and-Drop-Oberfläche zur Platzierung von Blöcken
Für avanciertere Anwendungsfälle stehen natürlich fortgeschrittene Optionen zur Verfügung:
- Layout-Templates mit Kontexten verbinden, z.B. mit bestimmten Inhaltstypen
- Sichtbarkeitsbedingungen von Blöcken festlegen und sinnvoll kombinieren
- Die HTML-Struktur von Blöcken anpassen, ggf. Bootstrap-4-Klassen nutzen
- Eigene Layout-Templates erstellen, entweder als selbstgeschriebener Code oder mit Hilfe des in Backdrop integrierten Layout-Builders
CMS-Themes im Vergleich
Vergleicht man das Angebot an Themes für die eingangs genannten CMS, hat WordPress die Nase auf den ersten Blick vorn. Nicht nur die Vielzahl, sondern auch die Qualität der Designs ist teilweise beeindruckend. Die Auswahl fällt allerdings schwer. Unzählige Anbieter konkurrieren auf dem Markt, und kostenpflichtige Angebote sind keine Seltenheit. Zahlreiche Themes ändern nicht nur das Erscheinungsbild einer Website, sondern kümmern sich (neben dem Layout, siehe oben) auch um funktionale Aspekte und fragwürdige Gimmicks. Daneben gibt es aber auch echte Qualität, z.B. die von WordPress mitgelieferten Themes der Twenty-Something-Reihe, die sich über die Benutzeroberfläche zudem intuitiv anpassen lassen.
Mit einer solchen Vielfalt betriebsfertiger Themes konnte und wollte Drupal sicher nie ganz mithalten. Mit Adaptive Theme, Zen, Omega und verschiedenen Bootstrap-basierten Themes sind vor allem solche Projekte populär, die sich als Grundlage für das Erstellen eines eigenen Sub-Theme durch Frontend-EntwickerInnen eignen. Sie alle bringen eigene Layout-Templates und entsprechende Konfigurationsoptionen mit. Daher sind sie vergleichsweise komplex.
Ganz anders die Themes von Backdrop: Sie beschränken sich im Idealfall tatsächlich auf das dekorative Styling von Webseiten mit Hilfe von CSS. Die klare Trennung von Layouts hat einen entscheidenden Vorteil. Es ist möglich, das Design einer Backdrop-Website zu wechseln, ohne deren Grundlayouts oder die Platzierung einzelner Blöcke zu verlieren. Ein weiteres Plus: das Theme bleibt schlank und überschaubar; um Grundlegendes wie etwa das responsive Verhalten der Website kümmern sich ja bereits die Layouts.
Backdrop-Themes in der echten Welt
Theoretisch bietet der in Backdrop CMS verfolgte Ansatz unabhängiger Themes sehr gute Voraussetzungen für die Design-Gestaltung einer Website. Praktisch betrachtet, ist das nur die halbe Wahrheit, denn es fehlt zur Zeit noch an einer nennenswerten Auswahl attraktiver Themes, die ohne weiteres Zutun einsetzbar sind. Um das zu ändern, wurde kürzlich eine offizielle Backdrop-Initiative zur Entwicklung von 'Ready-To-Wear'-Themes gegründet.
Für Frontend-EntwicklerInnen und für Website-ArchitektInnen mit ein wenig CSS-Expertise ist die Ausgangslage bereits jetzt hervorragend. Sie können ein eigenes, schlankes Theme für ihre Website erstellen oder das von Backdrop mitgelieferte Basis-Theme um ein Sub-Theme erweitern. Die meisten – und übrigens sehr gute – Erfahrungen habe ich mit der Erweiterung von Basis gemacht, auf dessen Grundlage auch das Theme dieser Website entstanden ist. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie wenige Zeilen CSS ausreichen, um einer Backdrop-Website ein eigenes Erscheinungsbild zu geben.