In den Anfangstagen von Backdrop wurde eine Reihe von Funktionen zum CMS-Kern hinzugefügt, die ich mir in Drupal schon immer gewünscht hatte: Dabei fiel mir neben großen Features wie dem Konfigurationsmanagement u.a. die automatisierbare Pfadverwaltung auf. Auf den ersten Blick eher unscheinbar, stellt sie einen zentralen Aspekt für Backdrop-Websites bereit: Benutzer- und Suchmaschinen-freundliche URLs.
Sind gute URLs nicht selbstverständlich?
Kommt drauf an, wer gefragt wird! Mit ca. 680.000 bekannten Installationen ist das Modul Pathauto eine der beliebtesten Erweiterungen für Drupal. Noch etwas beliebter ist das Token-Modul, das für Pathauto benötigt wird. Fast alle hätten also gerne gute URLs, und Systeme wie WordPress bieten sie schon seit Ewigkeiten.
Drupal tut sich dagegen schwer, die Funktionalität für gute URLs in das Core-System zu integrieren: Während zum Teil das Problembewusstsein fehlt ("Installiere doch einfach das Modul"), ist die Aufgabe auch bei gutem Willen nicht ganz trivial. Eine der Herausforderungen: die Verbindung von Funktionalität und einer guten Benutzeroberfläche.
Die Herausforderung als Chance
Im Gegensatz zu Drupal vertritt Backdrop in seiner Philosophie das Prinzip, dass das CMS in erster Linie sinnvoll nutzbar sein soll. Auch wichtig, aber im Zweifel nachrangig, sind Prinzipien wie leichte Erweiterbarkeit und Bedürfnisse von EntwicklerInnen. Vor diesem Hintergrund fällt es Backdrop leichter, Herausforderungen wie die Entwicklung einer guten Benutzeroberfläche nicht als Hindernis, sondern als Chance zu begreifen.
Der Ausgangspunkt
Sehen wir uns noch einmal kurz die Situation in Drupal an: In eingeschränktem Sinne können gute URLs direkt nach der Installation vergeben werden. In diesem Fall muss manuell eine URL pro Inhaltsbeitrag angegeben werden. Die individuelle Vergabe bedeutet nicht nur eine Menge Arbeit, sie macht es auch schwer, einheitliche, konsistente oder gar funktional bedeutende URLs zu nutzen.
Deshalb wäre es hilfreich, die URL-Vergabe teilweise zu automatisieren. Dazu müssen in Drupal zunächst die Module Pathauto und Token installiert werden, Drupal 8 benötigt außerdem das CTools-Modul. Anschließend wird auf der Konfigurationsseite für URL-Alias-Muster ein Muster pro Inhaltstyp (und andere Entitäten) festgelegt. Für den Inhaltstyp "Artikel" könnte z.B. das Muster artikel/[node:title]
festgelegt werden; es würde dann etwa zu einer URL wie der folgenden führen: example.com/artikel/wasserkochen-leichtgemacht
Das ist schon mal eine schöne Sache, zumal bei Bedarf auch komplexe URL-Muster mit Zugriff auf Datumsangaben und andere Systeminfos konfiguriert werden können. Ebenfalls positiv: auf individueller Ebene bleiben die URLs überschreibbar, Automatisierung ist also kein Zwang. Dennoch gibt es Spielraum für Verbesserungen, die ohne Core-Integration nicht umsetzbar sind.
Das Ergebnis
Wenden wir den Blick also in Richtung Backdrop CMS: Gute URLs sind 'out of the box' vorhanden. Punkt.
Zusatzmodule werden nicht benötigt. Da Backdrop weiß, dass Pathauto und eine erweiterte Token-Funktionalität Bestandteile des Core sind, kann das System sinnvolle Vorgabewerte definieren. Somit brauchen URL-Alias-Muster nicht erst von der Website-NutzerIn festgelegt zu werden, sondern sie sind bereits da.
Wie im Bildschirmfoto oben zu sehen ist, lassen die Muster sich selbstverständlich ändern, und zwar direkt bei den Einstellungen zum Inhaltstyp.
Die Platzierung an dieser Stelle ist übrigens auch ein riesiger Vorteil beim Anlegen neuer Inhaltstypen. Damit gehört das lästige Wechseln von der Konfiguration des Inhaltstypen zu den URL-Alias-Einstellungen und wieder zurück der Vergangenheit an.
Fazit
Nicht jede Funktionalität gehört in den Kernbereich eines CMS, doch in Bezug auf 'gute' URLs spricht alles dafür. Die Integration von Pathauto und Token in den Backdrop-Core erspart nicht nur lästige Installationsarbeit. Sie erleichtert vor allem die Handhabung von Benutzer- und Suchmaschinen-freundlichen URLs im Konfigurationsalltag.